Von der Notfallpflege ins Tattoo Studio

Von der Notfallpflege ins TattoostudioVon der Notfallpflege ins Tattoostudio

Yeah, kaum ein Jahr vorbei und ich bin in der Aargauer Zeitung. 🙂 Vielen Dank Andrea Worthmann fürs vorbeischauen und den Text schreiben und vor allem so schnell schon zu drucken. Für alle die die Aargauer Zeitung nicht lesen hier der kleine Artikel zum nachlesen.

Laura Thommen führt in Rheinfelden das «Altstadt-Art-Huus».

Text von Andrea Worthmann

«Mit Kunst kann man kein Geld verdienen». Diesen Satz hörte Laura Thommen zu oft, als dass sie, sich schon früh darauf ein lies, ihre Kreativität zum Beruf zu machen. Also beschloss sie damals nach der Fachmittelschule einen Beruf im Gesundheitswesen zu erlernen. Anatomie und Medizin habe sie interessiert und so machte die heute 32-Jährige eine Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau im Baselbieter Kantonsspital in Liestal. Im Städtchen also, wo sie auch geboren und aufgewachsen ist. In Thailand die Bamboo-Tätowier Technik gelernt private Umstände brachten sie nach Rheinfelden, wo sie sich dann bei einer neuen Stelle in der Reha-Klinik um neurologisch schwerstbetroffene Patienten und Patientinnen kümmerte. Es entstand der Wunsch, ein Nachdiplomstudium in der Notfallpflege zu absolvieren, und Thommen bewarb sich dafür an einem Spital in Basel. Bevor sie die Stelle antrat, reiste Thommen für ein paar Wochen nach Thailand, um das Tätowieren mit der Bamboo-Technik zu erlernen. Sie selbst hatte bereits von früheren Reisen Tätowierungen dieser Art auf der Haut und war fasziniert von dieser ursprünglichen Technik, bei der mit langen Bambusstäben und daran festgebundenen Nadeln die Farbe in die Haut gestochen wird. Thommen erklärt: «Ein Bamboo-Tattoo dauert insgesamt länger zu Tätowieren, schmerzt aber weniger und heilt schneller als mit Maschinen gestochene Tätowierungen.»

Das Gelernte hat die angehende Tätowiererin zuerst auf Bananenbaumstämmen geübt und anschliessend bei Freunden und Bekannten ausprobiert. Es hat auf Anhieb geklappt. Vorwiegend werden mit dieser Methode sogenannte «Sak Yant», also magische sakrale Tattoos, gestochen. Es kann aber auch jedes andere Tattoo mit dieser Technik gestochen werden. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz nahm sie die vorgesehene Stelle in der Notfallstation an dem Spital in Basel an, musste jedoch noch zwei Jahre warten, bis sie die Ausbildung anfangen konnte. Als es dann so weit war, stand sie vor der Entscheidung, ob sie diesen Weg wirklich weitergehen wollte – oder doch lieber ins Tätowiergeschäft einsteigen sollte. Die Pandemie machte ihr die Entscheidung leicht. Letztlich wurde ihr die Entscheidung leicht gemacht, denn während der Pandemie erlebte sie nicht nur extrem stressige Situationen, sondern sah sich zudem und trotz zu wenig Personal mit Stellenabbau und ungerechter Bezahlung konfrontiert. Sie sagt: «Auf der Notfallstation herrschte permanente Überlastung und man erfuhr null Wertschätzung.»

Für Thommen war also klar: «Ich höre auf und mache mich selbstständig.» Durch eine glückliche Fügung konnte sie das Altstadthaus, in dem jetzt ihre Galerie und im Studio zu finden ist, kaufen. Sie machte einen weiteren Tätowierkurs in der Bamboo-Technik und eröffnete vor gut einem Jahr ihr eigenes Studio im Herzen von Rheinfelden. Aus hygienischen Gründen darf sie hierzulande nicht mit Bambusstäben tätowieren, sondern benutzt sterilisierbare Metallstäbe. «Der Markt ist da für Bamboo-Tattoos», ist sich die Künstlerin sicher, aber man muss mich erst mal finden und auch offen sein für diese hier noch nicht so bekannte Technik.» In der Galerie im «Altstadt-Art-Huus» finden sich die unterschiedlichsten Kunstwerke. Neben Lichtinstallationen können sich Kunstinteressierte auch Designermöbelstücke oder Skulpturen anschauen: Ein anderer Tattoo-Künstler stellt ausserdem Bilder aus. Erst kürzlich ist die Soloausstellung eines malaysischen Künstlers zu Ende gegangen und die Vorbereitungen für die Rheinfelder Veranstaltung «offenes Atelier» laufen bereits.